Stand 2020
Nach der Grundsteinlegung für das Kinderfamilienhaus am 28. März 1965 gingen die Bauarbeiten schnell voran. Im Sommer 1965 begannen die Baufirmen mit dem Innenausbau des Zweifamilienhauses. Bis zum Jahresende sollte es seiner Bestimmung übergeben werden und einige Monate später den Betrieb als Heim für elternlose Kinder aufnehmen.
Geplant war, bis zu 20 Jungen und Mädchen im Kinderfamilienhaus zu betreuen und ihnen damit ein neues Zuhause zu geben. Dabei wurde streng darauf geachtet, dass Jungen und Mädchen getrennt voneinander untergebracht wurden. In der rechten Haushälfte wohnten die Jungen zusammen mit einem Betreuerpaar, in der linken die Mädchen, ebenfalls mit den beiden Ersatzeltern. Träger des neuen Heimes war der Verein für Kinderfamilien e.V., der 1961 durch die Initiative von Albrecht Schilling, dem Vorsitzenden des katholischen Männerfürsorgevereins, gegründet wurde. Als Dachverband der freien Wohlfahrtspflege wählte man den Caritasverband, was der katholischen Ausrichtung der Einrichtung Rechnung trug.
Natürlich benötigte man für dieses Vorhaben eine nicht unerhebliche Summe Geld. Veranschlagt wurden für den Neubau rund 270 000 DM, die Stadt Solingen gab 30 000 DM Zuschuss und der Arbeits- und Sozialminister des Landes Nordrhein-Westfalen ein Darlehen in Höhe von 121 500 DM. Die restlichen Baukosten wurden durch Spendengelder finanziert.
Planung und Bauleitung des 360 qm großen Hauses lagen in den Händen des Gräfrather Architekten und späteren Förderers Hubert Patten.
Außer den beiden hauptamtlichen Elternpaaren und einigen Hilfskräften wurden alle anderen Aufgaben auf ehrenamtliche Kräfte verteilt. So konnte sehr wirtschaftlich gearbeitet werden. Mit einem Pflegesatz von 13,84 DM pro Tag und Kind (heute 116,91 €) zählte das Kinderfamilienhaus lange Zeit zu den konkurrenzlos günstigsten Heimen in ganz Nordrhein- Westfalen.
Die Entwicklung der Einrichtung
Über die Jahre veränderte sich die Einrichtung. 1991 verließ das Kinderfamilienhaus den Dachverband Caritas und wechselte zum Deutschen Roten Kreuz.
Immer wieder passte man das Haus den Entwicklungen und Gegebenheiten innerhalb der Gesellschaft, neuen Erkenntnissen der Erziehungs- und Sozialwissenschaften und dem daraus resultierenden Veränderungsbedarf an. Wurden zu Beginn vorwiegend elternlose Kinder beherbergt, so zählten mehr und mehr Kinder und Jugendliche zu den Bewohnern, die aufgrund problematischer, gestörter oder aussichtsloser Familiensituationen nicht in ihrer Familie verbleiben konnten. Dies stellte auch neue Anforderungen an das pädagogische Personal. Während die ersten Erzieherpaare noch zusammen mit den Kindern auf der Eipaßstraße wohnten, stellte man später externe Erzieher (am liebsten mit Zusatzqualifikation) ein, die ihrer Arbeit im Schichtdienst nachgingen und ihren Wohnsitz außerhalb der Einrichtung hatten. Zu ihrer Unterstützung wurde eine Haushälterin gesucht, die für die Pflege des Hauses und der Wäsche verantwortlich war.
Wir über uns heute
Um für öffentliche Stellen die geleistete Arbeit weitestgehend transparent zu machen, wurden Konzeption, Leistungbeschreibung und ein Qualitäts-Managment-System erstellt. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft, in der die Bewilligung öffentlicher Gelder immer mehr von Transparenz, Dokumentation und Qualitätsmerkmalen der Einrichtungen und der nachweisbaren Leistungsfähigkeit des Mitarbeiterteams abhängt.
Auch das Gebäude selbst war einem steten Wandel unterworfen. 1983 entschloss man sich die beiden Haushälften zu verbinden. Dafür wurden Durchbrüche im Haus und in den Kellerräumen vorgenommen, die bisher getrennten Gärten wurden zusammen gelegt und neu gestaltet. Heute ist es mit modernsten Sicherungsanlagen zum Schutze der dort lebenden Kinder ausgestattet. Es verfügt über 12 gut ausgestattete Einzelzimmer sowie mehrere Gemeinschaftsräume. 2003 wurde ein großzügiger, verglaster Anbau fertig gestellt, der als Spielzimmer, Besprechungsraum und „Festzelt“ gute Dienste leistet.
1999 erfasste man alle Vorgänge durch Computer und riesige Haushaltsbücher, handgeschriebene Zahlenkolonnen, Durchschläge und Taschenrechner gehörten fortan zur Geschichte.
Höhepunkte im Leben des Kinderfamilienhauses
Auch im Kinderfamilienhaus gibt es Rituale und liebgewordene Gewohnheiten.
• Das Nikolausfest der freiwilligen Feuerwehr Gräfrath zum Beispiel, ist ein ganz besonderer Höhepunkt. Dort beschenkt der Nikolaus im Namen der Feuerwehrmitglieder und deren Frauen die Eipaßkinder im Rahmen einer liebevoll gestalteten Feierstunde. Für diese lange Freundschaft und das umfangreiche Engagement sind Kinder wie Betreuer und Vorstand gleichermaßen dankbar.
• Für Eltern, Freunde, Spender und Nachbarn findet in jedem Jahr das Sommerfest statt. Es erfreut sich immer größerer Beliebtheit und ist ein Zeichen der Verbundenheit mit den Kindern vom Kinderfamilienhaus und ist Anerkennung der dort geleisteten Arbeit.
Vorstandsmitglieder von 1961 bis 2020:
- Albrecht Schilling, 1.Vorsitzender (1968 – 1979)
- Egon Evertz, 1.Vorsitzender (1965 – 1968)
- Engelbert Laymann
- Franz Kolley
- Karl – Heinz Zimmermann
- Karl Willich, 1.Vorsitzender (1979 – 1994)
- Marianne Stock
- Heinrich Wittenbruch
- Christa Nicolini
- Dr. Harald Schloßmacher, 1.Vorsitzender (seit 1994)
- Gerhard Zimmermann
- Uta Wilde
- Bärbel Spieckermann
- Herbert Hülsmann
- Ursula Körsgen
- Rudi Körsgen
- Ulrich Schneider
- Anne Johann
- Paul Philipps, 1. Vorsitzender (seit 2007)
- Wolfgang Engelmann, 1. Vorsitzender (seit 2015)
- Stefan Mittelsten Scheid, 1. Vorsitzender (seit 2018)
Grußwort Dr. Harald Schlossmacher zum 40jährigen Bestehen des Kinderfamilienhauses
40 Jahre Kinderfamilienhaus – das steht für fröhliches Kinderlachen, für Heimat und Zuflucht, für Erziehung und das Ringen um eine gute Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen aber besonders steht es für die große Eigeninitiative des Gründers der Einrichtung Herrn Albrecht Schilling. Er hat als Privatperson Weitblick bewiesen und Verantwortung übernommen für all jene, die nicht von Beginn an auf der Sonnenseite des Lebens stehen Heute nach 40 Jahren ist der Bedarf für einen Ort, wo die Rechte der Kinder geachtet werden größer denn je . Das Konzept Albrecht Schillings und das der anderen Gründungsmitglieder hat sich als tragfähig erwiesen und allen Stürmen, Erneuerungen, Gesetzesänderungen zum Wohle der Kinder standgehalten. Möge diese Einrichtung, und das ist mein größter Geburtstagswunsch an diesem Ehrentage, noch viele Jahrzehnte junge Menschen beherbergen und auf einen guten Weg ins Leben begleiten dürfen.
Ich möchte an dieser Stelle all jenen danken, die dieses Haus mit großem Engagement geprägt und unterstützt haben: dem aktuellen hoch motiviertem Eipaßteam unter Leitung von Frau Elke Ehrlich Pauly, den unermüdlichen Mitarbeitern in der Vergangenheit, den vielen ehrenamtlichen Helfern sowie unzähligen Spendern. Sie alle haben unser Kinderfamilienhaus zu dem gemacht, was es heute ist! Im Namen des gesamten amtierenden Vorstands sage ich von Herzen recht herzlichen Dank!